Zwölf Minuten Wahnsinn

Am 23. Spieltag der Handball-Oberliga bezwang der SV 04 Oberlosa die HSG Freiberg mit 23:20. Damit kletterten die Spitzenstädter auf den 8. Tabellenplatz bei nunmehr 23:23 Punkten.

In der Plauener Kurt-Helbig-Sporthalle sind am Samstagabend 48 Minuten gespielt. Die Gäste aus Freiberg führen klar mit 15:20. Nur die allerkühnsten Optimisten im Lager der Schwarz-Gelben glauben zu diesem Zeitpunkt noch an einen Punktgewinn. Als hätte jemand einen imaginären Schalter umgelegt, schwingen sich die 04er zu einer unglaublichen Energieleistung auf. Mit einem unfassbaren 8:0-Lauf in den letzten zwölf Minuten reißen die Hausherren ein bereits verloren geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer. Mann des Abends war Torhüter Carsten Klaus, der in diesen letzten zwölf Minuten alles parierte. Der Teufelskerl zwischen den Oberlosaer Pfosten war weder von Außen, noch vom Kreis noch von der Strafwurflinie zu bezwingen und legte somit den Grundstein für den Sieg.

Die Partie begann äußerst ausgeglichen, Freiberg ging durch einen Doppelschlag seines Torjägers Adrian Kammlodt mit 2:0 in Führung, wenig später hatte Oberlosa zum 2:2 ausgeglichen. Über die Stationen 3:3, 5:5 und 7:7 entwickelte sich eine intensive und von den Abwehrreihen dominierte Begegnung. Beim 8:10 führten die Gäste zu ersten Mal mit zwei Toren. Oberlosa tat sich im Angriff gegen die äußerst bewegliche Freiberger Abwehr enorm schwer. Trotz des Anschlusstreffers zum 10:11 war Freiberg in dieser Phase die spielbestimmende Mannschaft. Mit einem 10:13 aus Sicht der Spitzenstädter ging es in die Halbzeitpause.

Auch nach dem Seitenwechsel machten die beiden Abwehrreihen dem Kontrahenten das Tore werfen enorm schwer. Da zudem HSG-Keeper Tino Hensel immer mehr über sich hinauswuchs, bauten die Gäste die Führung auf 13:17 aus. Oberlosa erspielte sich nun gute Einwurfchancen, scheiterte aber regelmäßig am überragenden Freiberger Keeper. Somit sahen die Bergstädter in jener ominösen 48. Minute wie der sichere Sieger aus. Mit zwei tollen Paraden bei eigener Unterzahl sorgte Carsten Klaus dann für die Initialzündung. Mike Anlauf traf kurz nach seiner Einwechslung zum 16:20, wenig später verkürzte Denny Mertig per Strafwurf zum 17:20.  

Die nächste Großtat von Keeper Klaus veredelte Rico Englert zum 18:20. Bereits jetzt stand die Halle Kopf und die Fans sorgten für eine unvergleichliche Atmosphäre. Die Gäste-Angreifer wurden nun immer unsicherer, auf der anderen Seite war der Glaube an den Sieg dagegen greifbar. Oberlosa rackerte und kämpfte und bot eine unglaubliche Willensleistung. Neben Carsten Klaus schwang sich nun Andreas Weikert zum entscheidenden Akteur auf. In der ersten Hälfte noch mit einigen Fehler behaftet, sorgte der frischgebackene 27-jährige mit zwei Geschossen für den 20:20-Ausgleich. Keinen hielt es mehr auf den Sitzen, als erneut Weikert zur Führung einnetzte. Hinten entschärfte Klaus die nächste hundertprozentige Freiberger Chance, vorne sorgte Christoph Märtner per Strafwurf für das 22:20.  Wieder scheiterte Freiberg am Oberlosaer Keeper und Andreas Weikert machte mit dem 23:20 endgültig den Sack zu. Ein erneut phantastisches Publikum feierte im Anschluss ausgelassen das Wunder von Oberlosa.

Anel Mahmutefendic (Trainer Freiberg): „Glückwunsch an Plauen-Oberlosa. Wir haben hier über weite Strecken des Spiels sehr gut und konsequent gespielt. Was dann in der Schlussphase passiert ist, ist für mich nicht zu verstehen. Das müssen mir meine Spieler erklären. Es war ein typisch intensives Spiel zweier Teams, die mit Vehemenz gegen den Abstieg kämpfen. Nun müssen wir alle drei ausstehenden Spiele gewinen“.

Jörg Grüner (Trainer Oberlosa): „Wir haben mit einer unglaublichen Energieleistung diese Partie noch umgebogen. Über mehr als drei Viertel des Spiels kamen wir überhaupt nicht zurecht und sind viel zu häufig an einem starken Tino Hensel gescheitert. In der Schlussphase hat Carsten Klaus dann alles gehalten und vorne hat Andreas Weikert unglaublichen Wilen gezeigt. Der Sieg war enorm wichtig, nun müssen wir versuchen in der kommenden Woche in Glauchau nachzulegen“. 

Oberlosa: Flämig, Klaus; Anlauf (1 Tor), Kleinert, Wetzel, Weikert (7), Broz (1), Trommer- Ernst; Englert (3), Christoph Märtner (5/ davon 4 Siebenmeter), Mertig (2/1), Richter (2), Carsten Märtner, Kolomaznik (2) 

Freiberg: Hensel, Koch; C.Werner, Wunderwald, Lehmann (1), Steinfeld (1), Neumann (1), Richter, Deli (2), Kammlodt (9/1), Junghanns, Elsässer (3/2), Tieken (2), N.Werner (1)      

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